Der Anruf erreichte mich bei einem Arbeitseinsatz am 03. April in Negenborn. Die Anruferin sagte: Bei uns am Teich in Bissendorf sitzt ein Biber. Ich war erstmal (sehr) skeptisch, im Vorjahr
hatte es sich – ebenfalls an einem Gartenteich in Bissendorf – eine Bisamratte gemütlich eingerichtet. Vielleicht war es wieder so ein frecher Bursche?
Ein Biber in der Wedemark und dann noch im Dorf, das war schon sehr unwahrscheinlich.
Ein Bisam hat keine Kelle, sagte die nette Dame am Telefon sehr bestimmt! Da konnte ich nicht widersprechen und schon bald hatte ich sehr aussagekräftige Foto`s auf meinem Handy. Es gab keinen Zweifel – das musste ich mit eigenen Augen sehen.
Im Garten von Katharina Böer und Gunther Bogdan herrschte eine fröhliche Atmosphäre. Die Töchter Selma und Adele waren in Hochstimmung und zeigten mir den offensichtlich von der allgemeinen
Aufmerksamkeit völlig unbeeindruckten Besucher. Er saß hinter dem relativ niedrig umzäunten Teich in der Sonne – nach Biberart auf seiner „Kelle“ - und ging nur mal kurz ins Wasser.
Das Tier hatte eine Länge von ca. 50 cm, war also vermutlich ein Jungtier vom letzten Jahr.
Erste Erklärungsversuche: In der Nacht zuvor hatte es sehr heftig geregnet, war er aus dem Mühlengraben ausgestiegen und über die nassen Wiesen und Felder gelaufen? Wie war er dort hingekommen,
über Aller / Wietze / Mühlengraben? Aber eigentlich bleiben Jungtiere ca. 2 Jahre im Familienverband und lauffaul sind sie auch noch.
Ich nahm Kontakt mit dem Biberberater Holger Machulla auf (1. Vors. ASP Neustadt). Er konnte sich vorstellen, dass der Biber durch das Frühjahrshochwasser der Aller von seiner Familie getrennt
wurde. Er vereinbarte mit der Unteren Naturschutzbehörde der Region das Tier fachgerecht einzufangen und in seinen vermuteten früheren Lebensraum zurück zu bringen. Aber als er am nächsten Morgen
mit einem Helfer und einer stabilen Transportkiste anrückte, war der Besucher verschwunden. Nachfragen in der Nachbarschaft verliefen ergebnislos.
Am späten Abend hatte Katharina Böer noch eindeutige Fressgeräusche gehört, aber der Biber war weg.
In NABU – Kreisen hatte es mittlerweile schon begeisterte Namensvorschläge gegeben wie BIBI (Bissendorfer Biber), aber „Bibi“ hatte wohl andere Pläne. Sein Besuch bleibt rätselhaft, aber er darf
gern wieder kommen.
Titelfoto: Ein Biber hat keine Kelle; Foto: Heinz Linne, NABU Wedemark
Text: Heinz Linne