Im Rahmen der Präventionswoche am Gymnasium Mellendorf wird auch regelmäßig Klima- und Umweltschutz thematisiert. Hierbei kann die Bedeutung von Mooren gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Was wäre also besser geeignet als aktive Klimaschutzarbeit in den Mooren der Wedemark?
Insgesamt 16 Klassen der Jahrgänge 5,6 und 9 haben vom 6. – 10. 2. geholfen, zwei dieser besonderen Ökosysteme in der Wedemark zu pflegen. Ich habe am letzten Tag mal vorbeigeschaut.
Im Otternhagener Moor bei Resse arbeiten an diesem Tag Mitglieder des NABU Wedemark mit zwei Schulklassen auf den Flächen am Moor-Erlebnispfad . Dort treffe ich als erstes auf Dr. Irene
Jacks-Sterrenberg, die in ihrem Biologiestudium Moore intensiver kennengelernt hat. Sie liebt diese Landschaft und weiß die Besonderheit, dieses geschützte Gebiet zum Arbeiten betreten zu dürfen,
sehr zu schätzen. Denn es braucht dafür immer eine behördliche Ausnahmegenehmigung. Das wird auch Schülern und Lehrkräften gegenüber klar kommuniziert – außerhalb solch einer Entkusselungsaktion
ist es auch NABU-Mitgliedern verboten, die ausgeschilderten Wege zu verlassen.
Die Zusammenarbeit mit Christian Kossenjans vom Gymnasium Mellendort begann vor 4 Jahren. In der Woche vor den Halbjahreszeugnissen halfen seitdem etliche Klassen im Otternhagener Moor und im
Schwarzen Moor beim Entkusseln. Nach einer coronabedingten Zwangspause im Jahr 2021 ist die Zusammenarbeit mittlerweile schon zur liebgewonnenen Tradition für alle Beteiligten geworden.
„Als ich vorhin kam“ erzählt Dr. Jacks-Sterrenberg, „kniete Berthold (ihr Mann) gerade mit Kindern über einem Baumstamm und zählte Jahresringe, ein anderes Kind pulte an einer Birke rum und rief:
„Das fühlt sich an wie Papier!“ Das ist einfach schön.“
Markus Stadie, der stellvertretende Vorsitzende vom NABU Wedemark füllt gerade seinen Glykogenspeicher mit einer Banane auf und erzählt: „Wir arbeiten immer Hand in Hand mit dem Hegering. Drüben
im Schwarzen Moor ist Folke Hein der Ansprechpartner. Eine Gruppe im Schwarzen Moor, eine hier im Otternhagener. Diesmal sind wir so viele, dass wir hier grade zwei Klassen haben, mit denen wir
entkusseln. Gerade sind es hauptsächlich Räumungsarbeiten – das Holz, das wir in den Terminen Oktober, November, Dezember schon hingelegt haben, wird abtransportiert..
Bei den Kids ist das wirklich immer so – in der ersten Stunde kommen sie wie eine Truppe Ameisen und du siehst, wie das Zeug in einer enormen Geschwindigkeit weggeräumt wird. Wenn man selber
schon Holz geräumt hat, dann weiß man, wie anstrengend das ist. Mit 30 Kids dagegen passiert das in einer Geschwindigkeit jenseits von Gut und Böse. Interessanterweise haben gerade die Jüngeren
einen Riesenspaß daran und auch die Lehrkräfte packen gerne mit an.
In der ersten Stunde geht es noch zügig voran, danach lassen wir die Kinder einfach machen. Einige arbeiten dann noch weiter, andere fangen dann an zu spielen oder zu diskutieren. Man glaubt gar
nicht, wie sie das genießen, dass da nicht immer ein Erwachsener dabeisteht und korrigiert. Hier können sie sich austoben. (…) Nach anderthalb Stunden gibt es für alle eine Pause und für die
nächste Gruppe die Führung über den Moorerlebnispfad.“
Detlef Schwertmann startet gerade so eine Runde und ich schließe mich an. Man versteht ihn trotz Motorsägen im Hintergrund erstaunlich gut. „Der Wald, den wir hier sehen – das ist kein
natürlicher Wald. Er konnte erst entstehen, als die Menschen ins Moor hineingegangen sind und, was haben die dort gemacht?“ Viele Finger gehen in die Luft. Eigentlich bei fast jeder Frage – ich
bin überrascht, wie gut die Schüler Bescheid wissen.
Überhaupt scheint das Moor eine besondere Faszination auszuüben. Es wird nach der „vergessenen Autobahn“ gefragt, nach der Entstehung von Irrlichtern und natürlich nach Moorleichen. Hier kann der
Pfad immerhin mit einem versunkenen Auto als Moorleiche aufwarten, das ebenfalls auf großes Interesse stößt. Bei soviel Eifer muss man genau aufpassen, was man sagt. Als es beim Torftreten salopp
heißt „nur barfuß“, zieht ein Moor-Fan trotz winterlicher Temperaturen sofort beherzt Socken und Schuhe aus. Doch dafür ist es noch zu kalt. Das Waten durch den zähen Schlamm scheint den Schülern
aber auch in Gummistiefeln sehr viel Spaß zu machen. Allerdings ist die Pumpe, mit der man den Schlamm wieder abwaschen kann, im Winter nicht verfügbar.
Obwohl ich an der Führung über den Moorerlebnispfad schon mehrfach teilgenommen habe, erfahre ich noch viel Neues. Zum Beispiel, dass hier auch Marderhunde vorkommen, die eine Gefahr für die auf
dem Boden brütende Kraniche darstellen.
Die gemeinsamen Projekttage neigen sich dem Ende zu und ich stelle mich noch einmal zu Markus Stadie, der gerade die fleißigen Schulklassen mit besonderem Lob verabschiedet. Für seine Ansprache
gibt es Applaus von den Kindern.
Nur Zuspruch kommt auch von den Lehrkräften – allen voran von Christian Kossenjans, er hofft auf eine Wiederholung im nächsten Jahr. Wir auch!
Text: Julia Hüting
Fotos: Marlies Postel