Exkursion zu den Frühjahrsblühern rund um den Hohenstein im Süntel

15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen an der von Heinz Linne geführten Rundwegwanderung teil, um die Welt der heimischen Frühjahrsblüher näher zu erkunden.  Los ging es in Zersen, einem kleinen Dorf, das am Fuße des Hohenstein liegt, der das Tagesziel der NABU-Gruppe sein sollte. Der 341 Meter hohe Berg steht seit 1930 unter Naturschutz und gehört zum Süntel, einem bei Naturfreunden beliebten Gebirgszug des Calenberger Berglands. Das Waldgebiet rund um den Hohenstein ist neben dem Harz das größte Wildnisgebiet in Niedersachsen und leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz und Erhalt der Biodiversität. Hier wird die Natur nämlich sich selbst überlassen, damit sich langfristig wieder urwaldähnliche Strukturen entwickeln und viele spezialisierte Tier-, Pilz- und Pflanzenarten einen Lebensraum finden können. 

Der Aufstieg zu diesem bedeutsamen Flora-Fauna-Habitat begann bei durchwachsenem Wetter in einem Tal, dessen Namen geschichtsträchtig ist:

Blutbachtal. Der kleine malerisch gelegene Bach, der nach Hessisch-Oldendorf fließt, soll sich im Jahre 782 während einer verlustreichen Schlacht für Karl den Großen vor lauter Blut tiefrot gefärbt haben. Deswegen nennt man ihn auch heute noch „Blutbach“. Von dieser schaurigen Szenarie ist zum Glück nichts mehr übriggeblieben. Ganz im Gegenteil: Als die NABU-Gruppe dem Bachverlauf folgte, wurde sie mit viel Idylle, Ruhe und Vogelgezwitscher belohnt. Am Bachufer wurden dann auch die ersten Frühjahrsblüher entdeckt und konnten bestimmt werden, u. a. Milzkraut, Buschwindröschen (weiß und gelb), Gefleckter Aronstab, Hohler Lerchensporn (weiß und violett), Scharbockskraut und Duftveilchen. Dem Rundweg weiter folgend, ging es schließlich an der Waldschänke „Baxmann-Baude“ vorbei Richtung Höhenweg. Spätestens jetzt war gutes Schuhwerk wichtig, um einen sicheren und festen Tritt zu haben, da es zunehmend steiler wurde. Was blüht denn da? Kenne ich diese Pflanze bereits? Die NABU-Gruppe legte unterwegs immer wieder kleine Stopps ein, um sich die Vegetation links und rechts des Weges etwas genauer anzuschauen. So blieb auch das recht unscheinbare Bingelkraut, das häufig nur einem geschulten Auge im Wald auffällt, an diesem Tag nicht unentdeckt. 

 

Und während auf der linken Seite des Höhenweges allmählich die 40 Meter tiefen Klippen des Hohensteins aufragten, zeigte sich unterhalb der Steilwand ein Meer aus dem wohl bekanntesten Wildkraut des Waldes: Bärlauch. Das markant duftende Wildgemüse, welches auch Wald-Knoblauch genannt wird, ist eine gern verwendete Zutat in der Küche. Das lässt sich wohl auch über den Waldmeister sagen, der der NABU-Gruppe auf dem Weg zum Hohenstein ebenfalls immer wieder begegnete. Doch auch wenn die Verführung groß war, galt für alle Sichtungen des Tages: Das Sammeln von Pflanzen in Naturschutzgebieten ist gänzlich verboten. Daran hielt sich die Gruppe natürlich und begnügte sich stattdessen lieber mit zahlreichen Fotos dieses Naturparadieses.

 

Unterhalb der Klippen des Hohensteins, die die Namen „Grüner Altar“, „Teufelskanzel“ und „Hirschsprung“ tragen, erörterte Heinz Linne den Teilnehmenden nochmals die besondere Bedeutung dieser Steinbruchwände für den Tier- und Naturschutz. Da sich die Steilwand des Hohensteins Richtung Süden richtet und so die Sonnenstrahlen gut reflektiert, ist dieses Gebiet ein Wuchsgebiet für viele wärmeliebende Pflanzen, die sonst nur in südlicheren Gegenden vorkommen, z. B. Brillenschote, Pfingstnelke und Küchenschelle. In den Felsspalten wächst u. a. der Berglauch. Darüber hinaus bilden die Felsspalten des Hohensteins ideale Schwärm- und Winterquartiere für bestimmte Fledermausarten wie z. B. Große Mausohren, Bechsteinfledermäuse und Fransenfledermäuse. 

Oben angekommen wurde die Gruppe mit einem tollen Panoramablick übers Wesertal belohnt. Der perfekte Zeitpunkt für eine längere Rast mit Kuchen, Obst und anderen Leckereien. Nebenbei wurden die Gegebenheiten vor Ort weiter ausgekundschaftet. Auf der „Teufelskanzel“ und dem „Grünen Altar“ verehrte man einst Götter und bot ihnen auf einem Altar Opfergaben dar. Der Hirschsprung-Felsen erhielt einer Sage nach diesen Namen, weil von dort ein weißer Hirsch abgesprungen und unverletzt seinen Verfolgern entkommen sein soll.

Nach einem Gruppenbild auf diesem wunderschönen Hochplateau begann der Abstieg, der von einem kurzen Regenschauer begleitet wurde. Mit Regenschirmen und Regenjacken bewaffnet, wurden dennoch schöne Impressionen gesammelt. So zeigten sich auch auf dem Rückweg beispielsweise die selten gewordenen Schlüsselblumen und kalkliebende Zahnwurz-Bestände. Einige Treppenstufen erleichterten die rund acht Kilometer lange Tour, die die NABU-Gruppe schließlich wieder ins schöne Blutbachtal zurückführte und am Ende des Tages für leicht müde Beine, aber für imposante Eindrücke, viele Aha-Erlebnisse und gelungene Erinnerungen sorgte.  

 

 

Interessierte können sich gerne selbst einen Eindruck von der naturbelassenen Schönheit des Hohensteins machen. Der NABU Wedemark kann dieses schöne Fleckchen Erde allen Naturbegeisterten wirklich nur ans Herz legen. 

Text: Melanie Reif
Bilder: Melanie Reif, Oliver Pohlmann, Jörg Weinig