„Wo ich bin, ist vorne!“ und „Wir sind nicht zum Vergnügen hier, sondern um etwas zu lernen!“
So richtete sich, gleich zu Beginn der Veranstaltung, Heinz Linne vom NABU Wedemark e.V., in seiner unvergleichlich liebenswürdigen Art an die zehn Teilnehmer der Exkursion.
Vom Treffpunkt Friedhof Oegenbostel bietet sich nach kurzem Weg ein erster, immer wieder schöner, Ausblick herunter auf die Kulturlandschaft in Richtung Ibsingen.
Ach ja, Hund Luiz war selbstverständlich auch wieder dabei. Luiz ist ein hilfreicher Exkursionshund, weil genetisch so veranlagt, dass er sich bei Führungen öfters umschaut, um sicher zu gehen, dass alle Teilnehmer auch mitkommen.
Hier gab es die ersten Informationen zur Entstehung des Brelinger Berges vor ca. 150.000 Jahren. Dieser entstand im Prinzip durch abgelagertes Gestein eines Gletschers.
„Wir blicken hier auf das Urstromtal der Aller“, begann Heinz Linne und erläuterte an Hand von Kartenmaterial die geologische Entstehung dieses Gebietes.
Hier nur einige Stichworte dazu: Saale-Eiszeit, Drenthe-Stadium, Rehburger Periode, End- und Stauchmoränen eines Eisvorstoßes, …
Der Gletscher (Höhe ca. 1 km) brachte von Norden kommend Gestein aus dem Gebiet der heutigen Weser, als kleine braune Steine, und auf dem Rückzug, Gestein aus dem Harz weißes Gestein (Gangquarzit), als kleine weiße Steine, auf dem Hauptweg zu erkennen, mit.
Kurzes Fazit von Heinz Linne: „Diese Landschaft hat schon sehr viel Geschichte“.
Inzwischen wurde die kleine Gruppe von einer Hornisse umkreist, die aber nur wissen wollte, wer sich hier in ihrem Revier aufhält.
Eine kleine Randnotiz: Das „Waldhaus“, dass man von dieser Stelle sieht, ist das Haus Finkenslag, das von dem Dichter Gustav Kohne bewohnt wurde, der eine Trilogie über Gerhard von Scharnhorst (preußischer General und Heeresreformer) geschrieben hat.
Bei weiterem Interesse, siehe: Wedemarker Details - Ibsingen - Burgdorf (myheimat.de)
Dann ging es durch die kleine Heidefläche, die bereits in den Jahren 2013/2014 vom NABU Wedemark e.V. in der Ausbreitung durch Entkusselung und Ausbringung von gedroschener Heide gefördert wurde.
Heute befindet sich die Heidefläche in der ebenfalls ökologisch wertvollen sog. „Degeneratonsphase“, weil diese für Eidechsen und Schlangen einen offenen, sonnigen und dennoch geschützten kleinen Lebensraum bietet.
Entlang der langen schmalen Waldwege des Brelinger Berges gab es immer wieder Gelegenheiten für Erläuterungen, über die Pflanzen- und Tierwelt, die ohne fachkundige Führung nicht aufgefallen wären.
Der recht häufig am Wegrand vorkommende buschartige Faulbaum ist existenziell für den Zitronenfalter. Die Raupen des Zitronenfalters leben nur auf dem Faulbaum.
Im Volksmund als „Pulverholz“ bezeichnet, soll im Mittelalter aus der Holzkohle Schießpulver hergestellt worden sein.
Die Traubenkirschen, die ursprünglich aus Nordamerika hier eingebürgert würden, stehen wegen ihrer unkontrollierten Ausbreitung auf dem Index der Forstämter.
An einigen Stellen fallen eingezäunte Aufforstungsflächen auf. Hier werden nach dem Ökologischen Waldentwicklungsprogramm LOEWE Mischwaldflächen entstehen.
In diesem Landschaftsschutzgebiet, das überwiegend in Privatbesitz ist, gibt es wertvolle Naturschutzflächen z.B. mit Orchideen, von deren Lokalität aber nur Fachleute Kenntnis haben sollten.
Die Wanderung führte zu dem höchsten Punkt des Brelinger Berges, der sog. „Höhe 92“.
Früher war das hier ein kahler Heidehügel; erst 1820 begann man mit der Waldanpflanzung.
Von hier aus begann Karl-Friedrich Gauß mit den Vermessungsarbeiten nach dem Prinzip der Triangulation. Der Wilseder Berg und der Wietzer Berg spielte dabei als Messpunkte eine Rolle.
Direkt am Weg wies Heinz auf eine Mulde hin, die offensichtlich von einem Tier als Lager genutzt worden ist. Hier hat sich ein Rehbock längere Zeit niedergelassen. „Der Bock plätzt, sagt der Jäger dazu“, erläuterte Heinz Linne.
Zum Abschluss fanden sich alle Teilnehmer auf der Aussichtsplattform zusammen, und mit Blick auf den Kiesteich kamen noch verschiedene Gedanken. Gibt es hier vielleicht Biber? Uhupaare gibt es hier einige, das steht fest. Wie sieht es hier wohl in 10-20 Jahren aus? Was ist das Rekultivierungsziel? Wie ist das Erdreich belastet, das hier zum Verfüllen genutzt wird? Unbelastetes Erdreich gibt es offensichtlich nicht mehr, wurde von einem Teilnehmer angemerkt.
Aber Achtung; das Landesamt für Bergbau führt den Brelinger Berg immer noch als Kiesabaugebiet erster Ordnung!
„Ich finde es schön mit so einer kleinen Gruppe“, verabschiedete Heinz Linne die Teilnehmer.
Wir danken Heinz sehr für diese naturkundliche und geologische Führung.
Text und Fotos: Helmut Kelbert, NABU-Wedemark e.V.